Affinitätsgruppen von Coldmirror – Teil 2 von 4

Weitere Videos von Coldmirror

Kathrin Fricke hat eine Reihe weiterer Videos veröffentlicht, die nichts mit „Harry Potter“ zu tun haben. Dazu zählen improvisierte Synchronisationen wie bspw. „Dougie sabbelt“. Andere Beiträge erzählen Kurzgeschichten wie „HAL9000 und ich“, „Sie stinken.“ oder „Der Drucker aus der Hölle“. Eine besondere Kategorie stellen jene Videos dar, in denen sich Kathrin Fricke direkt an ihre Zuseher wendet. So streicht sie in „Ich habe kein Secret Talent“ hervor, weshalb sie an keinem Talentwettberb teilnehmen kann. In ihren „Vlogs“ (Videoblogs) behandelt sie auch alltägliche Themen wie das Lesen ihrer E-mails wie bspw. in „4. VLOG (mit Zombies)„.

Ihre Musik

Kathrin Fricke verwendet in ihren „Harry Potter“-Synchronisationen auch eigene Musik, wie die Raps der Figur „Fresh D“. Sie illustriert dabei Szenen der Handlung oder beschreibt die Eigenschaften von Charakteren näher. Beispiele dafür sind „Halt die Fresse Hagrid“ und „Alles für die Kidz“. Kathrin Fricke hat sieben „Alben“ unter dem Pseudonym „Fresh D“ veröffentlicht, wobei ein Album sowohl die willkürliche Sammlung von mehrsekündigen Raps wie bei „stay fresh stay dumb“, als auch tatsächlich ausgearbeitete Songs wie im Fall von „Audiovergewaltigung“ bedeuten kann.

Als „Die Schwarzen Untoten Blutgetränkten Waschlappen“ veröffentlichte sie ein Album der Band, von der Severus Snape in „Harry Potter und der geheime Pornokeller“ behauptet, dass er darin Mitglied war.

Bildende Kunst

Kathrin Fricke hat unter www.kreatur-im-spiegel.deviantart.com auch einen Account bei deviantART. Dabei handelt es sich um eine Community, die es ihren Mitgliedern ermöglicht Werke aus den Bereichen Malerei, Grafik und Fotografie zu publizieren, aber auch Photomanipulationen, computergenerierte Animationen oder Themes für PC oder Handy hochzuladen. Kathrin Fricke ist dort mit 326 Beiträgen vertreten.

YouFM Game Checks

Seit Oktober 2009 gestaltet Kathrin Fricke Spieletests auf YouFM, einem Radiosender des Hessischen Rundfunks. Ihre Video-Rezensionen von aktuellen Spiele-Veröffentlichungen haben den Stil ihrer übrigen Beiträge und sind längstens 2 Minuten 30 Sekunden lang. Es handelt sich hierbei offenbar um ihre ersten kommerziell verwerteten Produktionen. Von den „Gamecheck“ genannten Tests hat Kathrin Fricke nur drei auf ihrem „Coldmirror“-Account bei Youtube hochgeladen. Alle anderen Videos der Reihe finden sich ausschließlich auf der Webseite von YouFM.

Fan Fiction

Kathrin Fricke hat schon vor ihren „Harry Potter“-Synchronisationen Fan Fiction verfasst. Sie registrierte sich 2006 auf www.fanfiction.net und stellte dort bislang 29 Erzählungen online. Sie erklärt dort allerdings selbst, dass es schon länger keine Veröffentlichungen mehr gegeben hat, weil sie die Zeit dafür nicht mehr habe. Ihr Userprofil befindet sich unter www.fanfiction.net/u/229588/cold_mirror.>

Kollaborationen

Kathrin Fricke geht auch immer wieder Kollaborationen ein, indem sie Gastauftritte in Videos anderer Youtube-User wie ihrer eigenen „durchgeknallten Coldmirror-Fans“ hat, oder, wie am Beispiel der Nummer „Ode to Jam II (Original Song)“ oder „Stamm Rein“ von „aequitas“, Gesangsbeiträge liefert.

Von der Affinitätsgruppe zum Franchise

Kathrin Fricke hat es als Teil einer Affinitätsgruppe geschafft selbst so etwas wie ein Franchise zu kreieren, das unabhängig von seiner ursprünglichen Nähe zu „Harry Potter“ funktioniert und eigene Affinitätsgruppen hat. Ihr Erfolg kann anhand mehrerer Faktoren versucht werden zu erklären.

Die zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten bei gleichzeitig diffundierendem Wissen über deren Anwendung in der Gesellschaft senken die Barrieren merkbar, um an digitalen Kreativprozessen auch aktiv teilnehmen zu können. Mit anderen Worten kann jeder sein eigener Filmproduzent, Musiker oder sonst wie kreativ Schaffender werden. Kathrin Fricke spricht diesen Punkt auch selbst explizit an, als sie im Interview mit „aequitas“ meint, dass sie die Idee Filme zu synchronisieren schon sehr früh hatte. Sie habe bereits als Kind gemeinsam mit ihrer Schwester den Ton im Fernsehen abgestellt und das Gesehene neu übersprochen. Nun habe sie endlich die Möglichkeiten gehabt, es auch technisch zu realisieren.

Kathrin Fricke verwendet Methoden und Techniken der Kommunikationsguerilla, ohne aber eine übergeordnete oder subversive Zielsetzung verfolgen zu wollen. In den „Harry Potter“-Synchronisationen lassen sich u.a. Collage und Reframing wieder finden. Collagen bzw. Montagen versuchen herkömmliche und gewohnte Wahrnehmungsmuster durcheinander zu bringen. Im konkreten Fall wäre das die Einblendung von Werbung bzw. die Neu-Interpretation einer Szene als Verkaufspräsentation in einem TV-Shop wie bspw. in „Harry Potter und der geheime Pornokeller“. Mit Reframing wird das Entwenden und Umdeuten vertrauter Inhalte und Bilder verstanden. Kathrin Fricke verwendet es in der Slash-artigen Darstellung einzelner Charaktere, wenn diese von vertrauensvollen Pädagogen im Original zu homophilen Päderasten in ihrer Bearbeitung werden. Auch die Figur des Schulleiters Albus Dumbledore wird aus ihrem ursprünglichen, ausschließlichen Bedeutungsrahmen genommen. Als Rapper „Fresh D“ zeigt er neue Wesenszüge und ermöglicht eine alternative Betrachtungsweise.

Kommunikationsguerilla arbeitet auch damit, dass sich der kleinere „Angreifer“ den „Moment des Stärkeren“ zu Nutze machen kann. David kann gegen Goliath nur deshalb gewinnen, weil er klein und flink ist. So wird auch der „Remixer“ zu einem kleinen und flinken Wettbewerber, der die Stärke und Größe des behandelten Inhalts für eigene Zwecke instrumentalisiert. Im konkreten Fall ist es der kommerzielle Erfolg und die große Bekanntheit des Franchise „Harry Potter“, das den Erfolg der Synchronisationen fördert.

Soweit sich das aufgrund der über Kathrin Fricke verfügbaren Informationen im Internet nachvollziehen lässt, wurde sie in einem differenzierten, subkulturell orientierten Umfeld sozialisiert. Dabei lassen sich Affinitäten zu Metal, Science Fiction und darstellender Kunst beobachten. Das bestimmt die Form der Betrachtung und Neuinterpretation von Inhalten. Durch das schon vorhin beschriebene Reframing werden diese ursprünglichen Inhalte in diesem subkulturellen Kontext neu aufgeladen und erschließen sich somit auch dem Betrachter neu. In Kombination mit den kreativen Elementen, die durch den Verfasser mit ins Spiel gebracht werden, ergibt sich ein Erklärungsmuster für den Erfolg von Kathrin Fricke. Die Formel müsste demnach lauten:

Hebelwirkung eines massenmedialen Franchise x affirmative Neuinterpretation durch eine Subkultur x kreativer Eigenleistung des Interpreten = Erfolg.

 

Affinitätsgruppen von Coldmirror – Teil 1 von 4

Affinitätsgruppen von Coldmirror – Teil 3 von 4

Affinitätsgruppen von Coldmirror – Teil 4 von 4